Die Fledermaus

Aus aktuellem Anlass möchte die Tierarztpraxis Naumann Ihnen eine ganz besondere Wild-Tierart vorstellen: Die Fledermaus. Denn zur Zeit befindet sich eine verletzte Zwergfledermaus in unserer Obhut. Ihre Geschichte haben wir für Sie in einem Video verfilmt (Link folgt). Wer mit wachen Augen in der Dämmerung durch Coswig geht, kann Fledermäuse auf der Jagd nach Insekten entdecken. Denn diese faszinierenden Tiere leben mitten unter uns. In Neubaugebieten haben sie Nistplätze in den Fassaden gefunden, auch an den Elbwiesen kann man die nachtaktiven Segler auf ihren Streifzügen beobachten.

Größe

Fledermäuse haben je nach Art ein unterschiedliches Erscheinungsbild. So ist die kleinste Art (Schweinsnasenfledermaus) gerade einmal 3 cm groß, wiegt nur 2 Gramm und hat eine Flügelspannweite von 6 cm.  Die Australische Gespenstfledermaus ist mit 15 cm Körperlänge, einem Gewicht von 210 Gramm und einer Flügelspannweite von 65 cm die größte Fledermausart.

Arten, Vorkommen und Lebensraum

Fledermäuse sind weltweit verbreitet, in Europa kommen rund 40 der insgesamt 900 Fledermaus-Arten vor. Die in Deutschland heimischen Arten sind zum Beispiel große und kleine Hufeisennase, Abendsegler, Zwergfledermaus, Mausohr und Bartfledermaus uvm. Viele dieser Arten sind bereits vom Aussterben bedroht, da ihr natürlicher Lebensraum (z.B. durch Gebäudesanierungen) zunehmend schwindet. Hinsichtlich des bevorzugten Lebensraumes kann man Fledermäuse in baum- und gebäudebewohnende Arten einteilen. So sind Fledermäuse nicht nur in Wäldern, Parkanlagen oder Gärten, Fledermaus, Bild © minotaurus, sxc.husondern auch in städtischen Gebieten zu finden. Über den Verlauf eines Jahres wechseln sie auch ihre Quartiere, die sie in Höhlen, Keller, Felsspalten, Bäumen oder Dachböden suchen. Meist leben die Tiere in Gruppen zusammen und bilden sogenannte Schlafverbände in ihren Quartieren. Dazu hängen sie sich dicht aneinander, um weniger Energie für die Körperwärme aufwenden zu müssen.

Fortpflanzung

In unseren Breiten findet die Paarung meist in den Winterquartieren statt. Dazu erwachen die Männchen aus ihrem Winterschlaf und suchen sich ein noch schlafendes Weibchen, das sie durch einen Biss in den Nacken erwecken. Dannach findet die eigentliche Paarung statt, bei der sich das Weibchen meist noch im "Halbschlaf" befindet. Fledermaus-Pärchen bleiben nicht zusammen, dass Männchen sucht sich nach der Begattung einen neuen Schlafplatz. Eine große Besonderheit bei der Fortpflanzung der Fledermäuse besteht darin, dass die Fledermausweibchen die Samenzellen über Winter speichern können. Im Frühjahr können sie den Zeitpunkt der Befruchtung in Abhängigkeit der Umgebungstemperatur selbst festlegen. Die Weibchen der meisten Arten bringen einmal im Jahr ein Junges zur Welt. Dies ist eine relativ geringe Anzahl, wobei man die beachtliche Lebenserwartung einer Fledermaus von 20-30 Jahren berücksichtigen muss.

Jadgverhalten

Fledermäuse jagen mittels eines ausgeklügeltem Echopeilsystems, d.h. sie stoßen in schneller Frequenz extrem hohe Rufe aus und erkennen dank des Echos ihre Beute (Insekten). Diese Schreie sind für den Menschen nicht wahrnehmbar, da die Schallwellen im Bereich des Ultraschalls liegen. Jede Feldermausart verwendet ihr charakteristisches Rufmuster, das auch auf ihren Lebensraum angepasst ist. Für das Fliegen benötigen sie viel Energie. Eine Wasserfledermaus erbeutet beispielsweise bei ihrer Jagd rund 1000 Mücken innerhalb einer Stunde. Die abendliche Beutejagd beginnt meist mit dem Überfliegen ihres Jagdreviers. Dabei werden schwache, tiefe Töne ausgestoßen. Die tiefen Laute geben nur ein grobes Bild der Umgebung, haben aber eine große Reichweite. Sobald eine mögliche Beute wie zum Beispiel ein Insektenschwarm geortet ist, wird zu höheren und lauteren Tönen gewechselt. Auch das zeitliche Intervall zwischen den Tönen wird verkürzt. Dadurch wird eine präzisere Anpeilung der Beute ermöglicht. Ist das Insekt erbeutet, wird es schnell verschlungen. Denn mit einem vollen Mund funktioniert die Echoortung nicht und die Tiere flattern dann für einen kurzen Moment orientierungslos durch die Nacht.

Vorurteile und Aberglauben

Anders als in asiatischen Ländern, in denen die Fledermaus Symbol des Glückes ist, wird ihr in Europa oft eine negative Rolle zugedacht. Durch ihre nächtliche und verborgene Lebensweise wurden die Tiere im europäischen Mittelalter mit der Dunkelheit, dem Teufel und dem Tod in Verbindung gebracht. Man fürchtete die nächtlichen Jäger und sagte ihnen allerhand unheimliche Kräfte nach. Damals war noch unbekannt, wie sich Fledermäuse in der Nacht orientieren, auch auf Grund ihrer beinahe "unsichtbaren" Lebensweise wurde ihnen die Fähigkeit der Tarnung und der Unverwundbarkeit nachgesagt. Oftmals wurde ihr Auftreten mit Pest und Todesbotschaft gleichgesetzt.