Unser Engagement für herrenlose Notfall-Patienten

Was passiert eigentlich mit den Notfällen, die nachts oder feiertags schwer verletzt gebracht werden und niemandem gehören?

Notfall-Krankenwagen der Tierarztpraxis NaumannEs ist Dienstag Abend 23.15 Uhr. Frau Dr. Naumann ist nach mehreren Anrufen und „Notfällen“ vor 20 Minuten aus der Praxis gekommen und schnell unter die Dusche gehuscht. Auf dem Weg ins Bett läutet erneut das Telefon! Ein Blick auf die Uhr – sie arbeitet seit früh um 7 Uhr immer im Einsatz für ihre Patienten und besorgten Besitzer. Sie geht an Telefon, Nummer ist unterdrückt. Es meldet sich ein junger Mann, der nach der Spätschicht auf dem Heimweg einen angefahrenen Igel gefunden hat und ihn nun gerne gesund pflegen lassen will. Frau Naumann schlägt vor, sich in 20 Minuten in der Praxis zu treffen. Dem Mann ist das zu spät, „schließlich wolle er auch mal ins Bett“. Frau Naumann beeilt sich und nimmt dem Mann das Tier ab. Er verspricht, sich am nächsten Tag zu erkundigen was das Igelchen macht – wir haben nie wieder von ihm gehört.

Der Igel hat 6 Wochen Pflege, Medikamente, Behandlungen und Futter benötigt, um die starken Verletzungen auszuheilen und wurde danach in die Freiheit entlassen. Damit war es dieses Jahr der 5. Igel!

Ein anderer Fall: Vor einigen Wochen – Ende Juli brachte uns ein bestürztes junges Paar drei kleine Mehlschwalben. Nachbarn hatten das Nest absichtlich zerstört und die kleinen wehrlosen Tiere schutzlos auf dem Boden liegen gelassen. Zwei der drei Schwalben konnten wir aufpäppeln, eine ist gestorben. Was sind das nur für herzlose Menschen?! Einen Monat später konnten wir die kleine Kerle in die Freiheit entlassen. Mindestens 6mal täglich sollte eine Schwalbe gefüttert werden. Die Tagesration einer Schwalbe beträgt eine Schachtel Heimchen a 2,50 Euro!!! Für uns war es selbstverständlich den Schwalben zu helfen – für wen wäre es das noch? Wir hatten dieses Jahr außerdem eine Taube, eine Amsel und drei Mauersegler zur Aufzucht – hätten wir nein gesagt, wären sie jetzt tot! Katzen wurden uns dieses Jahr schon elf gebracht – Welpen und erwachsene Tiere. Die meisten sind natürlich unkastriert, haben Verletzungen, Parasiten und müssen geimpft werden. Auch diese Tiere werden von uns liebevoll versorgt und bekommen eine Privatpatientenbehandlung, denn sie können ja nichts dafür, dass sie niemand haben will. „Paul“ und „Peter“ waren zum Beispiel zwei Katzenbabys, die mit der Hand großgezogen werden mussten. Sie sind nur so prachtvolle Kater geworden, weil sie alle zwei Stunden mit der Flasche gefüttert wurden – AUCH NACHTS!!! Wer hätte seine Nachtruhe über drei Wochen neben dem „normalen“ Arbeitstag geopfert – auch am Wochenende? Auch der Tierarzt und seine Helferlein sind nur Menschen!

Im Mai in diesem Jahr ... wurden wir in ein Radebeuler Autohaus gerufen. Das Personal war sehr aufgeregt und alle außer sich vor Aufregung. So etwas hatten die Mechaniker noch nie erlebt! Eine kleine Mietz war von Dresden bis Radebeul im Motor eines VW mitgefahren und von den Riemen abgeschält und skalpiert worden. Mehrere Stunden musste die kleine Katze eingeklemmt, voller Schmerz und Angst im Motorraum verbringen, bis die Mechaniker sich an die Arbeit machten (Grund der Reparatur waren Warnlampen die rot aufleuchteten – zu dem Zeitpunkt dachte niemand an eine Katze im Auto) und sie entdeckten. Sie alarmierten uns sofort und wir befreiten die Katze. Sie war im Schock und schwebte zwischen Leben und Tod. Angekommen in der Praxis wurde unsere kleine Katze sofort notoperiert. Nach zweistündiger OP waren alle Wunden gesäubert, vernäht und der Schwanz amputiert. Auch dank unserer modernen Technik ist die Kleine nun wieder vollständig genesen. Wir haben sie wochenlang gepflegt, ihr Vertrauen gewonnen und sind jetzt der Ansicht, eine vollständig geheilte Katze in ein neues Heim vermitteln zu können. Sie ist noch etwas ängstlich, vergisst das aber immer mehr durch ihre Neugier.